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Meine Reise zurück zu mir

kaTHINKa

Ende 2019 wurde uns alles zu viel. Zu viel Zeug, zu viel Haushalt, zu viel "Zuviel". Wir trafen gemeinsam eine Entscheidung – eine Entscheidung für uns und gegen das Hamsterrad, in dem wir uns langsam, aber sicher zu Grunde strampelten.


Bevor uns die nahende Schulpflicht unseres Ältesten eine weitere Kette anlegen würde, wollten wir zu viert die Welt sehen und uns darin neu finden. Die Mietwohnung wurde gekündigt, unser Kram verkauft und ein Zuhause auf vier Rädern hergerichtet. Nach Weihnachten ging es dann los, auf die Reise – Ausgang ungewiss. Wer mich kennt, weiß, dass diese Entscheidung das absolute Gegenteil von dem war, was ich bis dahin verkörperte. Ich war immer die, die alles bis ins kleinste Detail plante. Die, die jede Eventualität durchdachte. Die, die auf Nummer sicher ging. Mit Kind und Kegel, für unbestimmte Zeit, auf Reisen zu gehen, ohne festes Ziel vor Augen, das entsprach so überhaupt nicht  mir. Oder etwa doch?

Raum für Träume

Die Wahrheit ist: Ich habe mich in meinem Leben niemals freier gefühlt als in diesen Monaten unterwegs. Wir wussten am Morgen nie, wo wir am Abend sein würden und welche Abenteuer auf uns warteten. Doch wir trugen die Gewissheit in unseren Herzen, dass es großartig werden  würde. Und so führte unsere Reise uns über Belgien und Frankreich, nach Spanien. Schließlich strandeten wir für einige Zeit an einem verwunschenen Ort in Portugal. Wir entdeckten einsame Strände, erkletterten menschenleere Buchten und trafen auf wundervolle Familien, die ebenso auf der Suche waren wie wir. Es war nicht nur eine Reise im Außen - auch im Innen ging ich auf Erkundungstour. Nach unglaublich intensiven und herausfordernden Jahren, in denen ich mich über all meine Grenzen hinaus verausgabt hatte, fragte ich mich:


Was war überhaupt noch übrig von mir?

Wer war ich nun bereit zu werden?


Auf den 3 m² des kleinen Führerhäuschens, in dem wir täglich mehrere Stunden verbrachten und über den Asphalt holperten, eröffneten sich gedanklich ganze Welten für mich. Wir hatten es wahrgemacht, all das Zeug verkauft und waren losgefahren. Ich schaute aus dem Fenster, die Landschaft zog an mir vorüber und aus den Boxen drangen die Worte „Don‘t worry about a thing, ´cause every little thing gonna be all right!“ in meine Ohren – plötzlich schien mir alles möglich. Wenn es wirklich so war und ich mir aussuchen konnte, was ich aus meinem Leben machte – was wäre es dann, was mein Herz höherschlagen ließe? 



Wovon träumte ich?


Eine wichtige Frage, die nicht einfach zu beantworten war, denn in meinem Leben war es niemals um diese Frage gegangen. Mein Weg war bisher geprägt gewesen von limitierenden Gedanken, die mich anschrien:

„Das macht man so!“, „Das ist sicher!“ und dem Klassiker: „Denke an deine Altersvorsorge!“.

Da war kein Raum für Träume gewesen.


Womit hätte ich den Raum gefüllt, wenn ich ihn mir zugestanden hätte?


Mir wurde schmerzlich bewusst, dass es Ewigkeiten her war, dass ich ein Buch in der Hand gehalten und tatsächlich gelesen hatte – dabei hatte mich das Lesen doch immer mit so viel Freude erfüllt. Schon als Vorschulkind verspürte ich den Drang, endlich lesen und schreiben zu können und brachte mir die ersten Worte selbst bei. Später versank ich in den Geschichten von Astrid Lindgren und war Stammgast in der Bücherei. Während meiner Ausbildung zur Werbekauffrau hättest du mich niemals ohne ein Buch in der Tasche angetroffen. Meine Berufsschule war in Düsseldorf und ich reiste mit Bus und Bahn an. Ich vertiefte mich in Romane und ließ die Fahrt an mir vorüberziehen. Als ich vor der Reise unseren Keller entmistete, fielen mir meine Erstlingswerke in die Hände. Schon in der Grundschule hatte ich begonnen, erste Geschichten zu schreiben und selbst zu illustrieren. Meine Rechtschreibung hat sich seitdem gebessert, meine Fähigkeiten als Illustratorin dürften noch auf ähnlichem Niveau sein.


Jetzt, auf den holprigen Straßen von Portugal, wurde es mir plötzlich klar: Ich liebte das Schreiben schon immer. Ich hatte mir nur nie zugestanden, daraus etwas wachsen zu lassen. Und irgendwo zwischen zwei Schwangerschaften, schlaflosen Nächten, Festanstellung und dem, was man sonst so Leben nennt, war meine Leidenschaft in einer Schublade verschwunden und in Vergessenheit geraten. Die Reise schenkte mir nicht nur ein ungeahntes Gefühl von Freiheit, sondern auch den Mut, endlich hinzuschauen. Plötzlich konnte ich es klar vor Augen sehen:


Ich würde wieder anfangen zu schreiben und es würde großartig werden. 


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Meine wichtigsten Erkenntnisse dieser Reise

Als wir die Kündigung unserer Mietwohnung in unseren Händen hielten, fragten wir uns kurz, ob wir vielleicht gerade einfach gleichzeitig einen Nervenzusammenbruch erlitten und komplett irrsinnige Entscheidungen trafen. Doch dann stellten wir uns die alles entscheidende Frage:


Was konnte im schlimmsten Fall passieren?


Dass es uns nicht gefiele?

Dann würden wir eben wiederkommen, eine neue Wohnung beziehen und dort weitermachen, wo wir aufgehört hatten.

Nicht wirklich schlimm, oder?

Ok, dass uns ganz andere Herausforderungen erwarteten, weil eine weltweite Pandemie ausbrechen würde, das ahnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.


Spoileralarm:

Einsam im Wald an einem See zu stehen, ist in einer Pandemie durchaus ein dankbares Szenario – wir hätten es deutlich schlechter treffen können.


Hier und Jetzt

Seit unserer Reise gehe ich mit dem Gefühl durchs Leben, dass alles möglich ist, wenn ich es nur probiere. Ich habe mich selbstständig gemacht. Ich habe wundervolle Weggefährtinnen gefunden, die mir immer zur Seite stehen. Und ich betreue liebevoll und leidenschaftlich meine Kundinnen und ihre Herzensprojekte als Marketinginspiratorin, Kreative und Texterin. Ich habe dieses Jahr einen eigenen Workshop für Kreatives Schreiben konzipiert und durchgeführt. Ich starte meine Ausbildung zur Schreibpädagogin in 2022. Und ich arbeite an meinem Traum, mein erstes eigenes Kinderbuch zu veröffentlichen.


In mir ist diese Euphorie erwacht. Diese Aufregung, was als Nächstes entstehen darf. Niemals mit der Erwartung, dass es so laufen muss, wie ich es mir vorstelle, aber immer in dem Wissen, dass jeder Schritt, den ich gehe, etwas verändern wird. Ich halte an Dingen fest, die mir wichtig sind und lasse los, was sich nicht gut anfühlt. Ich bleibe neugierig und offen. 



So bin ich auch heute noch auf Reisen und werde es hoffentlich immer bleiben.


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